R. B. KITAJ – Die Retrospektive

R. B. Kitaj (1932-2007), Junta (Ausschnitt), 1962, Öl und Collage auf Leinwand, 91 x 213 cm, Privatsammlung © R. B. Kitaj Estate
Ronald B. Kitaj in der Hamburger Kunsthalle
19. Juli bis 27. Oktober 2013
Der amerikanische Maler Ronald B. Kitaj (1932-2007) gehört zusammen mit David Hockney, Frank Auerbach und anderen Künstlern zu den zentralen Vertretern der School of London, die in den frühen sechziger Jahren begannen, mit einer farbintensiven, figürlichen Malweise Alternativen zur vorherrschenden Stilrichtung der Abstraktion zu formulieren. Die Hamburger Kunsthalle zeigt nun die erste, alle Schaffensphasen des Künstlers umfassende, Retrospektive seit dem Tod des Künstlers vor sechs Jahren.
Neben dem malerischen Œuvre aus über vier Jahrzehnten mit seinen frühen collageartigen Werken, der komplexen, Pop Art nahen Malerei der sechziger Jahre, den farbprächtigen Figurenbildern und sinnlichen Pastellen der späteren Jahre und den abschließenden Los Angeles-Bildern wird auch sein virtuoses druckgraphisches Werk in der Ausstellung umfassend präsentiert. Für Kitaj war Kunst ein Medium emotionaler und intellektueller Auseinandersetzung. Er war ein leidenschaftlicher Büchersammler und fand Themen und Motive in der Kunstgeschichte, in der Literatur und im Film, die er fragmentarisch in seinen Bildern in neue, oft biographische, Zusammenhänge stellte.
Das große Leitthema im Leben und Werk von R. B. Kitaj ist die Frage nach der Identität in der Moderne. Aus der intensiven Auseinandersetzung mit Intellektuellen wie Sigmund Freud, Franz Kafka und Walter Benjamin sowie dem Bewusstsein des eigenen Jüdisch-Seins entwickelte Kitaj die Idee einer Kunst des Diasporismus, die das Leben des heimatlosen Menschen im 20. Jahrhundert thematisiert und diesem Verlust eine Heimat im Kunstschaffen entgegensetzen soll: „Ganz und gar Amerikaner, im Herzen Jude, zur ‚London School’ gehörig, verbringe ich meine Jahre weit entfernt von den Ländern, an denen mein Herz hängt […] In der Diaspora habe ich erfahren, dass man frei ist, alles zu wagen; an vielen anderen Orten kann man das nicht.“
In der Ausstellung bieten zahlreiche, bisher unveröffentlichte Bild- und Textvorlagen aus dem Nachlass Kitajs dem Betrachter die Gelegenheit, die Bildquellen des Künstlers zu studieren und so einen völlig neuen Einblick in die Bedeutungsebenen seines dichten künstlerischen Werks zu gewinnen. Ein besonderes Augenmerk der Ausstellung gilt vor allem dem in Hamburg geborenen Kulturwissenschaftler Aby Warburg, von dessen vergleichender ikonologischer Methode Kitajs Malerei seit seiner Studienzeit in Oxford stark beeinflusst ist.
- R. B. Kitaj (1932-2007) © R. B. Kitaj Estate; UCLA Center for Jewish Studies, Los Angeles
- R. B. Kitaj (1932-2007), Juan de la Cruz, 1967, Öl auf Leinwand, 183 x 152 cm Astrup Fearnley, Collection Oslo, Norway © R. B. Kitaj Estate
- R. B. Kitaj (1932-2007), Warburg as Maenad, 1961/1962, Öl und Collage auf Leinwand, 193 x 92 cm Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf © R.B. Kitaj Estate
- R. B. Kitaj (1932-2007), The Ohio Gang, 1964. New York, Oil and graphite on canvas, 183.1 x 183.5 cm, Museum of Modern Art (MoMA). Philip Johnson Fund 1965, © 2013 The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florence
- R. B. Kitaj (1932-2007), Junta (Ausschnitt), 1962 Öl und Collage auf Leinwand, 91 x 213 cm Privatsammlung © R. B. Kitaj Estate
- R. B. Kitaj (1932-2007), Reflections on Violence, 1962, Öl und Collage auf Leinwand, 153 x 153 cm, Hamburger Kunsthalle © R. B. Kitaj Estate, Photo: Elke Walford
- R. B. Kitaj (1932-2007), The Murder of Rosa Luxemburg, 1960, Oil and collage on canvas, 153 x 152,4 cm © R. B. Kitaj Estat, Tate Gallery
Weitere Informationen: Der Katalog zur Ausstellung (34 Euro) ist in den Museumsshops und unter www.freunde-der-kunsthalle.de erhältlich. Hamburger Kunsthalle Glockengießerwall am Hauptbahnhof
20095 Hamburg Galerie der Gegenwart, 2. Obergeschoss 19. Juli bis 27. Oktober 2013
Quelle: Hamburger Kunsthalle